Martin Aeschlimann tritt als Grossrat zurück

Martin Aeschlimann tritt als Grossrat zurück

Der Burgdorfer EVP-Grossrat Martin Aeschlimann tritt aus dem Grossen Rat zurück. Der 52-jährige Unternehmer und Architekt war während 8 Jahren im Kantonsparlament aktiv und ein ausgewiesener Fachmann in Umwelt-, Energie-, Verkehrs- und Raumplanungsfragen. Die EVP Kanton Bern dankt Martin Aeschlimann für seinen grossen und unermüdlichen Einsatz und wünscht ihm alles Gute für die Zukunft

Hier ein Ausschnitt aus dem Rücktrittsschreiben von Martin Aeschlimann:

«Während acht Jahren konnte ich in diesem Parlament mitwirken. Eine wertvolle Zeit, in der ich ein
zentrales Element unserer Staatsform enorm schätzen lernte - dies auch mit Blick auf sicher
geglaubte demokratische Errungenschaften, die heute mancherorts unter Druck geraten: Das Privileg
der direkten und fairen demokratischen Auseinandersetzung, die Kultur der Kompromissfindung und
des Einbezugs der unterschiedlichen politischen Kräfte. Auch wenn diese Form der Demokratie einen
hohen zeitlichen Aufwand und Geduld erfordert - sie verlangt den Diskurs mit den politischen
Überzeugungen anderer, sie schafft ein Klima der Beteiligung anstelle der Ausgrenzung, sie trägt dazu
bei, extreme Positionen zu glätten. Andererseits steht diese Kultur des Ausgleichs den visionären
Ideen für die Zukunft im Wege oder sie verhindert notwendige politische Leitentscheide.

In Erinnerung bleiben Gesichter, Geschichten, emotionale Momente, spannende Debatten, komplexe
Sachfragen, Unsicherheiten in der Meinungsbildung, aber auch - und dieser Eindruck wiegt schwer -
wiederkehrende Textbausteine, der selbstgemachte Lärm. Der Hall der unzähligen Worte wird noch
lange nachklingen - aus diesem Ratssaal, einer steten Produktionsstätte von Worten, manche
tiefsinnig und lange vorbereitet zu kunstvollen Reden geformt, manche in eloquentem Bühnendeutsch
vorgetragen, andere wiederum holzschnittartig, frei von der Leber oder anderen Impulsen initiiert,
meist aber in einer politisch korrekten und durchschnittlich temperierten Form.

Wenn die Worte verklingen, wird der Raum wieder frei für neue Töne - im Sinne einer bedeutenden
Rede von Steve Jobs, einer Art Bergpredigt aus dem Silicon Valley, mit einem leisen Bezug zu unserer
politischen Werkstätte mit ihren Dreh- und Parteibüchern und all den Produktionsgeräuschen: «Seid
nicht in Dogmen gefangen - was bedeutet, den Gedanken anderer Leute zu folgen. Lasst nicht den
Lärm fremder Meinungen eure eigenen inneren Stimmen ertränken. Und am allerwichtigsten: Habt
den Mut, eurem Herzen und eurer Intuition zu folgen.»